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Vertretung eingesetzt. Diesen Einsatz sagten mir die Promis per SMS kurzfristig ab:
Deine Mutter soll morgen nicht kommen. Nicht nötig. Danke.
Okay, also sagte ich meiner Mutter aus Polen per Handy ab. Sie war ganz froh darüber,
denn sie hatte gerade sehr viel zu tun und nur aus Nettigkeit zugesagt, weil Frau Promi
schwanger war. Und Schwangere, so meine Mutter, muss man unterstützen.
Aus diesem Grund sagte sie auch wieder als Vertretung zu, als ich in den Sommerurlaub
fuhr: »Schwangeren darf man nicht absagen.« Dafür hatte sie zum zweiten Mal eine andere
Putzstelle abgesagt.
Und natürlich lag ich in Ägypten am Strand, als mein Handy, das ausnahmsweise an war,
eine SMS meldete.
Promis: Hallo Dobje! Kannst Du uns die Nummer von Deiner Mutter geben. Wir möchten
ihr für morgen absagen.
Ich: Nicht Dobje, sondern DOBRZE!!! Außerdem ist mein Name JUSTYNA! Ist auch
nichts Neues, dass ihr STÄNDIG absagt, wenn ich Euch eine Vertretung organisiere!
Promis: Sehr geehrte Justina, die Absage hat Gründe, die ich nicht erzählen möchte
sorry, dass ich einen Spaß gemacht habe schönen Urlaub.
Ich: Es reicht, wenn Du Justyna sagst! Ich habe einen Namen wie Du auch! Und meine
Mutter hat sich die Zeit extra freigeschaufelt!
Ich war so sauer über dieses ständige Hin und Her, dass ich gleich zum Rundumschlag
ausholte.
So was hätte ich zu Maries Zeiten nicht gewagt. Heute bin ich da weniger geduldig und
wesentlich direkter. So leidet man weniger.
Zwar war Herr Promi dann zwei Monate lang eingeschnappt, aber das ging vorbei.
Und seit meiner SMS bin ich »Justina«.
Am »Y« arbeite ich noch.
Ich weiß nicht, ob es an der Freundschaft mit Marie liegt, aber ein wenig überspannt sind
die beiden Promis auch. Ihrem damals neunjährigen Sohn bestellten sie zum Geburtstag das neue
iPhone, das hier noch nicht auf dem Markt war. Die Tochter ist zehn und bekommt ihre
Augenbrauen regelmäßig gezupft: »Man kann damit gar nicht früh genug anfangen!«
Aha &
Vom Wert ihrer Kinder ist Frau Promi tief überzeugt:
»Weißt Du, Justyna, egal wo ich meine Kinder hinschicke, überall sagen die Leute, sie
seien so höflich, brav und immer willkommen.«
Ich habe da eine andere Meinung: Wenn ich putze, rennen sie durch den frisch gewischten
Raum, grüßen mich nicht und zeigen in der Stadt, wenn sie mich sehen, keine Reaktion.
Höflich ist etwas anderes.
Dass es hinter der Liebesfassade nicht ganz so sauber aussieht, zeigt diese Begebenheit:
Letzte Woche kam eine Freundin mit ihrem kleinen Sohn zum Mittagessen.
Frau Promis Tochter hatte auch eine Freundin von der Schule mitgebracht. Schon an der
Haustür jammerten die Kleinen: »Wir haben Hunger!« Da holte Frau Promi, als es endlich Essen
gab, nur drei Teller für sich und die Gäste heraus und sagte zu den beiden Mädchen:
»Tja, das ist fies, am Tisch zu sitzen und nichts zum Essen zu bekommen.«
Darauf die beiden:
»Komm, wir gehen nach oben, dann müssen wir wenigstens das Essen nicht sehen.«
Ich war sprachlos.
Nach einer Stunde drückte Frau Promi ihrer Tochter zehn Euro in die Hand und schickte
sie zu Kentucky Fried Chicken: »Holt Euch Hähnchen.«
Als die beiden aus dem Haus waren, wandte sie sich an ihre Freundin mit den Worten:
»Die schieben sich jetzt das fette Hähnchen rein. Aber wir essen gesund!«
Zwanzig Minuten später kamen die Kinder zurück. Als die Freundin das Hähnchen roch,
sprang sie auf und verkündete:
»Oh, lecker, ich geh uns auch welche holen!«
Sprach s und verließ das Haus.
So viel zum Thema »gesundes Essen« &
Dass die Promis hinter einer glitzernden Fassade weit über ihre Verhältnisse leben, wurde
mir klar, als ich bei einer anderen Familie putzte und dort ein schickes Foto sah.
»Das war beim Ball des Sports in Wiesbaden«, erklärte mir die Hausherrin.
Der Ball des Sports ist eine VIP-Veranstaltung und eine High-Security-Angelegenheit, in
die man nur auf Einladung hineinkommt. Wochen vorher muss man Passkopien hinschicken, um
auf die Gästeliste gesetzt zu werden.
Steht der Name nicht darauf, kommt man nicht hinein.
Herr und Frau Promi waren auch da.
Natürlich.
Sie hatten mir schon alles erzählt.
Alle wichtigen Leute hatten sich gefreut, sie zu sehen:
»Weißt Du, Justyna, wir wollen da ja gar nicht hin. Aber unsere ganzen Freunde wären
so enttäuscht gewesen. Na ja, es ist aber auch schön, sie alle wiederzusehen. So ein Spaß!«
Die Hausherrin kannte die beiden.
»Die? Weißt Du, wie die hineinkamen? Die kennen einen Koch der Cateringfirma. Der
hat sie durch die Hintertür reingelassen.«
Zum Beweis zeigte sie mir die Gästeliste.
Die Promis standen nicht darauf.
Die portugiesische Prinzessin
Eine weitere Freundin von Marie aus Belgien ist eine Portugiesin um die vierzig. In einem
früheren Leben war sie mal Altenpflegerin. Dann hat sie sich einen reichen Mann geangelt. Jetzt
ist sie feine Dame.
Ich lernte die Gute noch in ihren armen Tagen kennen. Als Altenpflegerin verdient man
bescheiden. Aber ihr Mann, ein Italiener, brachte seinen Verdienst dazu, dann reichte es auch für
eine Putzfrau. Ich kam zweimal pro Woche zu der Familie mit einer kleinen Tochter.
Sie waren alle ganz nett und die Portugiesin eine angenehme Kundin.
Bis sie etwas Besseres wurde.
Irgendwann lernte sie einen deutschen Mann kennen, der reich geerbt hatte. Sie verließ
ihren Italiener und heiratete den Reichen.
Jetzt war sie quasi Großfürstin.
Und um das wirklich überzeugend darzustellen, muss man die Angestellten entsprechend
behandeln.
So rutschte ich innerhalb einer Woche von Augenhöhe auf Absatzniveau.
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