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ihren Rücken. Ihre hoch gewachsene schlanke Gestalt war in ein
hauchdünnes weißes Gewand gehüllt, das von einem
juwelenbesetzten Gürtel zusammengehalten wurde.
Mit einem betörenden Lächeln kam sie auf die beiden
Männer zu. »Willkommen im goldenen Palast«, sagte sie,
während die zierliche rothaarige Dienerin an ihrer Seite Leo und
Selim einen Becher mit Wasser reichte.
Der Magier und der Wächter des Lichts tranken gierig die
ihnen dargebotene Erfrischung, und als das kühle Nass ihre
Kehlen herablief, war es, als hätten sich die Pforten des djanna,
des orientalischen Elysiums, geöffnet.
Sie folgten Fatima durch die Halle in einen riesigen Park, der
mehr einem Zoo glich als einem Lustgarten. Leo und Selim
sahen frei laufende Antilopen und Raubkatzen, die einträchtig
umherwanderten, aber auch Nilpferde, die gemächlich in einem
Fluss schwammen, und weiße Elefanten.
Leo hatte den Eindruck, in eine orientalische Variante des
Tiergartens der Artemis geraten zu sein, während Selim vor
Staunen Mund und Augen aufriss, als sich ein zahmer Falke auf
seiner Schulter niederließ.
Die schöne Fatima geleitete sie in eine Flucht aus
prachtvollsten, ineinander übergehenden Gemächern, in denen
sich junge Mädchen aus aller Herren Länder auf bestickten
Seidenkissen räkelten und sogleich herbeieilten, um die beiden
Neuankömmlinge in ihre Mitte zu holen.
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Willenlos sanken Selim und Leo auf ein Lager aus weichen
Kissen und Decken, bevor sie von allen Seiten mit köstlichen
Leckereien und zärtlichen Zuwendungen bedacht wurden.
»Fatima ist wirklich sehr & gastfreundlich«, stammelte Leo,
als ihm eine dralle Brünette den verspannten Nacken massierte.
»Fürwahr«, seufzte Selim. Dann schloss er genüsslich die
Augen und ließ sich von einer gazellengleichen Schwarzen
Gesicht und Hände mit warmen feuchten Tüchern abreiben.
Von irgendwoher erklangen die einschmeichelnden Klänge
einer Tar-Laute, und als die beiden Männer die Augen wieder
öffneten, sahen sie die atemberaubende Fatima, die soeben einen
lasziven Schleiertanz vollführte.
Selim klappte förmlich die Kinnlade herunter, als ihre
Gastgeberin sich plötzlich zu entblättern begann, während sie im
Takt der Musik langsam die Hüften wiegte. Auch Leo war von
dem orientalischen Striptease wie gefesselt, und als Fatima
nackt, wie Gott sie schuf, vor ihnen stand und ihnen lächelnd
zuwinkte, da erhob er sich fast automatisch.
Auch Selim war aufgestanden und folgte dem Lockruf der
schönen Frau wie in Trance.
Sie erreichten ein Schlafgemach, in dem sich Fatima
seufzend in die Kissen warf und ihre Arme ausbreitete. »Kommt
zu mir, ihr prächtigen Burschen«, hauchte sie und leckte sich die
blutroten Lippen. »Kommt und kostet die Freuden der Liebe.«
Liebe &
In diesem Moment war es, als ob Leo aus einem schwülen
Traum erwachte. Hastig riss er Selim, der schon halb auf dem
Weg zum Bett war, zurück. »Moment mal, was tun wir hier
eigentlich?«
Selim wandte sich zu ihm um, und grenzenloses Erstaunen
spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. »Wir, ähm, ich & also
& «
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»Kommt schon«, drängte Fatima vom Bett aus und zog einen
Schmollmund. »Wie lange soll ich denn noch auf euch warten?«
Unschlüssig flog Selims Kopf zwischen Leo und der schönen
Frau hin und her.
»Hast du vergessen, warum wir hier sind, Selim?«, fragte Leo
den jungen Magier eindringlich.
»Wir wollten «, Selim brach ab und runzelte angestrengt die
Stirn.
»Ja, genau«, sagte Leo, »wir wollten in die Stadt, um deine
Brüder und die Zauberhaften zu retten!«
Die Erkenntnis traf Selim wie ein Blitz. Hastig wandte er sich
zu Fatima um und sagte: »Wir müssen jetzt leider gehen &
vielen Dank für Speis und Trank und äh, die freundliche
Aufnahme in deinem Heim.«
»Was soll das heißen?« Fatima war aufgesprungen und kam
aufgebracht auf die beiden Männer zu.
»Das soll heißen, dass wir etwas in Eile sind, Fatima.« Leo
lächelte ihr halbherzig zu. »Vielleicht beim nächsten Mal. Guten
Tag!«
Bevor die wütende Fatima sie erreichen konnte, packte der
Wächter des Lichts Selim am Arm und orbte mit ihm zurück in
die Wüste.
Und als sie sich noch einmal umwandten, verschwand der
goldene Palast und alles, was in und um seine Mauern gewesen
war, wie ein böser Traum.
Vorsichtig umrundeten Piper und Phoebe den schwarzen
Turm und ließen den alten Friedhof hinter sich.
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An der Rückseite des mächtigen Gebäudes verlief die
nördliche Stadtmauer, die jedoch kein Tor zur Wüste besaß.
Ansonsten war hier nichts Bemerkenswertes zu entdecken.
Die beiden Schwestern gingen weiter um den Turm herum,
bis sie dessen Ostseite erreicht hatten. Auch hier war nichts
außer ein wenig vertrocknetem Gestrüpp, das hier und da aus
dem steinharten Boden ragte.
»Ich fürchte«, seufzte Piper, »wir werden den Weg durch den
Haupteingang nehmen müssen. Ich sehe hier keine andere
Möglichkeit, in den Turm zu gelangen, obwohl mir alles andere
als wohl ist bei dem Gedanken.«
»Zuvor solltest du aber unbedingt die Zeit einfrieren«,
wandte Phoebe ein, »damit wir nicht wieder in eine Falle
tappen.«
»Schön und gut«, meinte Piper, »aber was, wenn wieder ein
Zeitportal oder irgendein schwarzmagischer Zauber auf der
Schwelle lauert? Dann hilft uns ein Timefreeze gar nichts.«
»Immerhin können wir damit zumindest etwaige Angreifer
lahm legen.«
Doch Piper schien nicht sonderlich überzeugt. Zu viel
Unberechenbares war geschehen, seit sie und Phoebe das Hotel
in Nob Hill betreten hatten, und zu viele Fragen waren noch
immer nicht beantwortet.
Zum Beispiel, warum sie keinen Kontakt zu Leo herstellen
konnten, oder warum Paige so einfach von Zeyn überwältigt und
geschnappt hatte werden können, während sie und Phoebe hier
immer noch mehr oder weniger unbehelligt umherspazierten?
Und welche Rolle kam Selim in diesem verwirrenden Spiel
wirklich zu? Und last, but not least: Wusste Zeyn wirklich, dass
Paiges Schwestern in Ald maran eingetroffen waren, und wenn
ja, von wem? Die Kreatur, die sie im Basar verfolgt hatte, ließ
diesen Schluss zu, aber dann war es nur eine Frage der Zeit, bis
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sie und Phoebe dem Erzdämon in die Arme liefen. Im Grunde
brauchte sich Zeyn in diesem Fall nur zurückzulehnen und
darauf zu warten, dass die beiden letzten Zauberhaften ganz
ohne sein Zutun den schwarzen Turm aufsuchten, um ihre
Schwester zu retten. Um dann einfach zuzuschlagen.
Piper teilte ihrer Schwester diese Überlegungen mit, denn
nun galt es, die Risiken sorgsam abzuwägen.
»Du meinst, er benutzt Paige als Köder für uns?«, fragte
Phoebe, als Piper mit ihrem Vortrag geendet hatte.
»Sieht es nicht ganz danach aus?«, gab Piper zurück.
»Aber warum hat er uns dann nicht sofort bei unserer
Ankunft einkassiert, anstatt darauf zu warten, dass wir
irgendwann bei ihm eintrudeln? Bei Paige hat er ja
offensichtlich auch nicht lange gefackelt und direkt gehandelt,
nachdem sie in Ald maran eingetroffen war.«
Über diese Frage hatte sich Piper auch schon den Kopf
zerbrochen. »Vielleicht wusste er ursprünglich gar nichts von
uns«, sagte sie langsam. »Und als er, wie auch immer, erfahren
hat, dass es uns gibt und dass wir hier sind, hat er uns zunächst
einmal diese Schuppenkreatur auf den Hals gehetzt. Nachdem
wir die jedoch mit Hilfe unserer Magie ausgetrickst hatten, ist
Zeyn klar geworden, dass er es mit zwei überaus mächtigen
Gegnerinnen zu tun hat. Ich denke daher, auch Zeyn wird
angesichts dieser neuen Situation seine Pläne überdenken
müssen, um am Ende nicht den Kürzeren zu ziehen.
Andererseits kann er es sich nach wie vor leisten zu warten,
während wir uns in Sorge um Paige von einer gewissen Eile
leiten lassen. Eine Eile, die uns womöglich angreifbar macht
und Kopf und Kragen kosten kann.«
»Wenn das alles, was du vermutest, wirklich zutrifft«, sagte
Phoebe frustriert, »dann ist Zeyn uns also immer einen Schritt
voraus, richtig?«
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»Mehr noch«, sagte Piper und verzog das Gesicht. »Egal, was
wir unternehmen, wir können nur verlieren. Paige ist
offensichtlich ohne ihre Kräfte, und damit ist auch die Macht
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