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Schlacht gewonnen hatte - aber vielleicht noch nicht den Krieg.
Doch er besaß Macht, die gesamte Macht. Der Schutzherrenorden existierte definitiv nicht
mehr. Ein Kapitel kosmischer Geschichte war abgeschlossen, und ein neues begann.
Er würde es schreiben. Er hatte die Macht - jetzt über Jamondi, aber irgendwann ... vielleicht
über ganz Ammandul, vielleicht noch mehr ...!
Die Völker des Sternenozeans mochten ihn verachten. Es focht ihn nicht an. Sie konnten, sie
sollten ihn fürchten! Verräter oder gefallener Schutzherr - er war jetzt der Herrscher. Es gab
keinen Orden mehr, keinen, der ihm den Ruhm nahm, der ihm gebührte; niemand, in dessen
Schatten er stand.
Er war der Herrscher. Er hatte die Macht. Er allein. Den alten Tagg Kharzani, den ewig in der
zweiten Reihe Stehenden, gab es nicht mehr.
Es war wie eine Neugeburt, ganz gleich, was Enkrine ihm einzuflüstern versuchte.
Aber Macht allein, das lernte er bald, war nicht alles. Ihm gehörte Jamondi. Ihm gehörte alles,
was vom Orden übrig geblieben war.
Doch das Wichtigste war ihm versagt geblieben. Es gab keinen militärischen Sieg, der es ihm
bringen konnte.
Tagg Kharzani residierte nicht im Dom Rogan, nicht auf Tan-Eis oder anderen wichtigen
Welten, sondern in einem seiner Kybb-Titanen; an einem mobilen Ort, der den Gedanken an
ein Zuhause erst gar nicht aufkommen lassen konnte. Denn ein Heim konnte ihm ganz
Jamondi nicht bieten.
Im Sternenozean war längst Ruhe eingekehrt. Kharzanis Flotten beherrschten den
Sternhaufen. Er besaß die vollkommene Macht, das, was er eigentlich immer gewollt hatte,
aber was ihm wirklich wichtig war, hatte er nicht. Was war alle Macht des Universums gegen
die Unsterblichkeit?
Und gegen die Schönheit, die Pracht, den Reichtum und die Geborgenheit in seinem Schloss?
Von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag vermisste er sie mehr: die Zirkulare Kapelle mit ihren
wundervollen Klängen - wer verwöhnte hier seine Ohren mit jeder Melodie, die er sich nur
wünschen konnte?
Die herrlichen Parks und die Teiche mit den filigranen Spinnen-Brücken - auf welcher
hiesigen Welt fand er solche Schönheit?
Und das Stellare Spital mit seinen ausgesuchten Medikern, den besten der Galaxis - wer heilte
ihn hier, wenn ihn eine Krankheit ansprang?
Er wagte sich nicht mehr aus seinem Titanen heraus, aus lauter Angst, sich zu infizieren. Auf
jedem Planeten lauerte der Tod, nicht nur durch Feinde, die man se-
hen konnte. Er wartete in Form von Bakterien und Viren auf ihn, überall.
In dieser Zeit begann Tagg Kharzani eine panische Angst vor allen nur möglichen Erregern zu
entwickeln und fasste den Plan, Kherzesch von ihnen zu säubern, sollte er jemals dorthin
zurückkehren.
Außerdem plagte ihn die Angst, Carya Andaxi könne über die geheimnisvolle Waffe
verfügen, die in der Blutnacht von Barinx nicht zum Einsatz gekommen war, und die Kybb-
Titanen damit vernichten, die er in Arphonie zum Schutz seines Schlosses zurückgelassen
hatte.
Er konnte den Gedanken daran nicht mehr verdrängen. Er konnte es ebenso wenig wie die
Unlogik dieser Angst erkennen. Im Gegenteil: Je mehr er darüber nachdachte, desto
einleuchtender erschien es ihm. Hätten die in Jamondi gebliebenen Schutzherren diese Waffe
gehabt, dann hätten sie sie zweifellos auch eingesetzt. Also blieb nur die Möglichkeit, dass sie
in Andaxis Besitz war.
Die verhasste Todfeindin besaß die Macht, ihm alles zu nehmen - sein Schloss, seinen
Planeten. Und er konnte nichts dagegen tun!
Die verhasste und zutiefst verabscheute Carya Andaxi, die zu allem Überfluss wahrscheinlich
ebenfalls noch über ihren Schutzherren-Porter verfügte!
Du steigerst dich in diesen Gedanken hinein!, warnte Enkrine. Du bist paranoid, merkst du es
nicht? Ein paranoider Monomane, das bist du!
Kharzani hörte nicht auf die Worte, schon gar nicht auf deren Sinn. Nichts, keine Stimme der
Vernunft, hatte mehr Zugang zu ihm. Woher auch? Er hatte sich vollkommen isoliert und
hielt nur noch über Funk Kontakt mit den Kybb, die all das taten, wozu er nicht in der Lage
War, wollte er sich nicht den Millionen Gefahren aussetzen, die draußen auf ihn lauerten.
Überall! Nicht nur auf den Planeten! Auch im Weltraum, im Vakuum zwischen den Sternen
trieben die Erreger -unsichtbar, mikroskopisch klein, aber tödlich!
Sein Leben war in Gefahr, jede Sekunde, die ihn von seinem Schloss trennte. Tagg Kharzani,
vielleicht der mächtigste Mann der Galaxis, verwandelte sich mit den Jahren in ein Nerven-
bündel, ein schreiendes, durch die endlosen Gänge und Schächte des Titanen tobendes Wrack,
geistig und körperlich. Es musste etwas geschehen, um diesen Zustand zu ändern, den
Wahnsinn zu beenden!
In den durchwachten Nächten reifte ein Plan in ihm heran, ein aus der Verzweiflung
geborener Gedanke, der so nur einem kranken Hirn entspringen konnte.
Er besaß noch seinen Porter. Die Schutzherren-Porter stammten entweder aus einer
Kosmokratenwerft oder aus einer Werft, die von Kosmokratendienern betrieben worden war,
irgendwann in grauer Vorzeit.
Wenn es also ein Raumschiff gab, phantasierte Kharzani sich in seinem fortschreitenden
Wahn zusammen, das mächtig genug war, um den Hyperkokon rings um Jamondi in allen
Richtungen zu durchstoßen, war es der Porter!
Der Plan war im Grunde so abwegig nicht, aber die Hast und die Eile, mit der Tagg Kharzani
sich an dessen Realisierung begab, waren paranoid. Er dachte den Gedanken nicht weiter, ließ
keine Wahrscheinlichkeitsberechnungen anstellen oder Tests durchführen. Er setzte alles auf
eine Karte, aber immerhin war er zumindest so »vernünftig«, sich nicht selbst-an Bord zu
begeben, als er den Porter losschickte. Selbst in ihm sah er den Tod auf sich warten - wenn
auch in anderer Form, als er hätte befürchten sollen, ja müssen.
Er beobachtete von seinem Titanen aus, auch sicherer Warte - falls es so etwas wie Sicherheit
überhaupt noch für ihn gab -, wie sich die riesige Walze dem »Rand« des sichtbaren
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